24 Design Thinking Methoden, die bei der Lösungsfindung helfen
Der Design Thinking Prozess umfasst verschiedene Denk- und Arbeitsweisen sowie eine Sammlung von praktischen Methoden, die in 3-7 Phasen zum Einsatz kommen.
Eine bunte Auswahl an Design Thinking Methoden stelle ich dir in diesem Artikel vor.
Dieser Artikel beinhaltet:
Wie geht Design Thinking?
Im Mittelpunkt des Design Thinkings steht die Absicht, Produkte, Dienstleistungen oder Maßnahmen so zu entwicklen oder zu optimieren, dass sie dem Bedarf und den Wünschen der Nutzer tatsächlich entsprechen.
Es wird analysiert, welche Erwartungen und Bedürfnisse die Menschen haben, für die die Lösung entwickelt wird und wie sie die Produkte oder Maßnahmen wahrnehmen, nutzen und mit ihnen interagieren. So wird aufgedeckt, was es braucht um eine richtig gute Lösung zu entwickeln.
Während des Design Thinking Prozesses werden bekannte Aspekte eines Problems neu bewertet, indem vorhandenes Wissen und Annahmen infrage gestellt werden und neues Wissen erworben wird. Dabei helfen die verschiedenen Methoden des Design Thinking Prozesses.
Durch die gründliche und tiefgreifende Ausarbeitung, ergeben sich alternative Lösungsansätze, die zuvor niemand in Betracht gezogen hätte.
Die Design Thinking Phasen:
Ich nutze für meine Arbeit und diesen Artikel das 5-Phasen-Modell vom Hasso-Plattner Institute of Design in Stanford:
- Empathise: Empathie und ein tiefes Verständnis für die Menschen entwickeln, für die die Lösung gesucht wird.
- Define: Definition der Probleme und Bedürfnisse der Nutzer und der gewonnenen Erkenntnisse
- Ideate: Entwicklung von Ideen
- Prototype: Darstellung von Lösungsansätzen
- Test: Lösungsansätze mit der Zielgruppe testen
Die Darstellung der Phasen ist also nicht hierarchisch oder als schrittweiser Prozess zu verstehen, sondern vielmehr nur als Überblick der einzelnen Phasen:
Wer nutzt Design Thinking?
Wozu Design Thinking nutzen?
Design Thinking hilft bei der Lösungsfindung eine menschenzentrierte Perspektive einzunehmen. Ein Problem aus Sicht der Nutzer zu betrachten, führt zu innovativen Lösungen für eine Vielzahl an Herausforderungen. Design Thinking wird beispielsweise in folgenden Kontexten eingesetzt:
- Neue Geschäftsideen, -modelle erfinden
- Unternehmerische Initiativen
- Bewältigung von Marktveränderungen
- Entwicklung von Technologien
- Verknüpfung mehrerer Komponenten
- Optimierung von Systemen oder Abläufen
- Probleme mit der Unternehmensausrichtung, -kultur
- Neudefinition von Werten
- Entwicklung in der Bildung
- Medizinische Durchbrüche
- Verbesserung der Lebensqualität
- Probleme, die verschiedene Gruppen von Menschen betreffen
- Bewältigung gesellschaftlicher Veränderungen
- Komplexe ungelöste gesellschaftliche oder globale Herausforderungen
Die 5 Phasen des Design Thinkings
Der Schwerpunkt liegt darauf Ideen zum Leben zu erwecken, die darauf basieren, wie reale Nutzer denken, fühlen und sich verhalten. Der Prozess dahinter funktioniert iterativ und flexibel. Also nicht linear oder schrittweise, es ist wichtig Erkenntnisse der einzelnen Phasen zur Optimierung zu nutzen:
4 Empathise Methoden
Die gute Nachricht ist, dass es eine breite Palette an Methoden gibt, die helfen mehr über die User zu erfahren. Dass heißt, mit Achtsamkeit und etwas Erfahrung kann jeder seine emphatische Fähigkeiten weiterentwickeln.
4 häufig genutzte Empathise Methoden:
What? How? Why? Methode
Was – notiere, was im Detail passiert:
- Was tut die Person?
- Was passiert im Hintergrund?
- Was trägt die Person?
Wie – beschreibe wie die Person tut, was sie tut und berücksichtige dabei möglichst auch emotionale Auswirkungen:
- Braucht es beispielsweise besonders viel Mühe um die Aufgabe zu erledigen?
- Runzelt sie die Stirn oder lächelt sie?
- Nutzt die Person Hilfsmittel?
Warum: Versuche die Szene zu interpretieren:
- Was mag die Person emotional antreiben?
- Warum runzelt sie die Stirn, was beschäftigt sie wohl in diesem Moment? Beispiel: Die Person nutzt ein Messer und runzelt die Stirn. Das könnte bedeuten, dass sie hochkonzentriert ist, weil sie befürchtet sich verletzen zu können.
5-Whys Methode
Diese Methode wurde von Toyota zur Ursachenanalyse eingesetzt:
- „Warum ist der Roboter stehen geblieben?“ Der Stromkreis hat sich überlastet und eine Sicherung ist durchgebrannt.
- „Warum ist der Stromkreis überlastet?“ Die Lager waren nicht ausreichend geschmiert, also haben sie blockiert.
- „Warum war nicht genügend Schmierung an den Lagern?“ Die Ölpumpe am Roboter lässt nicht genügend Öl zirkulieren.
- „Warum lässt die Pumpe nicht genügend Öl zirkulieren?“ Der Pumpeneinlass ist mit Metallspänen verstopft.
- „Warum ist der Einlass mit Metallspänen verstopft?“ Weil kein Filter an der Pumpe vorhanden ist.
User Interviews
Mit diesem Bewusstsein im Hinterkopf sind User Interviews dennoch eine hilfreiche Methode um Einblicke in die Welt der Zielgruppe zu erhalten. Wichtig ist, dass die Auswahl an Interview-Partnern, die Zielgruppe bestmöglich repräsentiert.
Zur Durchführung der Interviews braucht es ein Script mit relevanten Fragen und das Sicherstellen, dass sich die Teilnehmer während des gesamtes Prozesses gut aufgehoben und informiert fühlen.
User Journey Maps
In der Journey Map wird dargestellt, wie der User einzelne Ziele Schritt für Schritt erreicht. Jeder einzelnen „Reise“ werden dann noch Notizen (Gedanken oder Emotionen der User) und erste Ideen zur Optimierung hinzugefügt.
Am Ende entsteht ein großes Pin-Board (digital oder analog) mit den Schritten zu einzelnen Zielen, Notizen und Ideen.
Beispiel für eine Journey Map:
6 Define Methoden
So wird beispielsweise aus einem Business- oder Marketing-Ziel „den Absatz für ein Lebensmittelprodukt erhöhen“, ein menschenzentriertes Ziel „mehr nahrhafte Lebensmittel, um gesund zu bleiben“, das am Ende dieser Phase zu einem Problem Statement (oder auch Point of View / POV) ausformuliert wird.
Zunächst helfen die folgenden Methoden, die gesammelten Daten einzuordnen und klare Insights zu erstellen:
Affinity Diagram
Alle relevanten Beobachtungen, Daten, Geschichten, Zitate, Gedanken werden auf einzelne Post-its geschrieben oder gezeichnet und an ein großes Whiteboard geklebt. Im nächsten Schritt werden diese nach Themen sortiert und in Gruppen zusammengefasst, die ihrem Inhalt entsprechend benannt werden. So entsteht ein erster Überblick über die Bedürfnisse und Anforderungen der User.
Nach der Analyse folgt die Synthese: Die einzelnen Elemente werden überprüft, Verbindungen werden aufgedeckt, ggf. entstehen weitere Gruppen, das führt zu tieferen Einsichten und hilft potenzielle Lösungen zu entwickeln.
Empathy Maps
- gesagt
- getan
- gedacht
- gefühlt
Beispiel für eine Empathy Map:
User Personas
*Eine User Persona kann auch einen echten Kunden darstellen, wenn dieser einen bestimmten Nutzertypen perfekt repräsentiert.
Beispiel für eine User Persona:
User Story
Anhand dieser Methode lassen sich Geschichten teilen, die während der Empathise-Phase hängen geblieben sind, weil sie überrascht oder neugierig gemacht haben und Annahmen bestätigt oder widerlegt haben.
User Stories liefern nicht die ultimative Lösung des Problems, aber sie inspirieren und fördern die Problemlösung.
Bei der Entwicklung einer User Story hilft diese Vorlage:
Als Team-Lead möchte Josef auf einfache Weise Meetings organisieren, damit er sicherstellen kann, dass der Zeitplan für alle Team-Member passt und effektiv ist.
Als selbstständige Designerin möchte Isa einen Zeitplan für ihre Projekte erstellen, damit sie sicherstellen kann, dass sie ihre einzelnen Arbeiten pünktlich liefert.
Szenarios
Szenarien spiegeln also die Bedürfnisse und Lösungswege von Personas wider und das hilft zu verstehen, wie die Zielgruppe an Lösungen herangeht.
Point of view (POV)
Weil die Formulierung ein tiefes Verständnis für den Nutzer und seine Bedürfnisse erfordert, wird der POV meist am Ende der Define-Phase erstellt. Er beinhaltet keine Lösung oder Hinweise auf Lösungen, vielmehr sollte er einen großen Spielraum für Lösungsansätze bieten, die in der Ideation Phase erarbeitet werden.
Beispiel Point of View:
7 Ideate Methoden
Zunächst sollten so viele Ideen wie möglich auf den Tisch, die im nächsten Step diskutiert und weiter eingegrenzt werden. Es gibt zig Methoden, die zu einer großen Bandbreite an Ideen inspirieren. Einige davon habe ich hier aufgelistet:
‚How might we?‘ Questions
Beispiel zu den ‚How might we‘ Questions
Wenn der Point of view lautet: Frauen mittleren Alters brauchen Raum und Zeit für Sporteinheiten um fit und gesund zu bleiben.
Dann können die ‚How might we‘ Questions folgendermaßen aussehen:
- Wie könnten wir Sport attraktiver für die Frauen gestalten?
- Wie könnten wir Frauen helfen Sporteinheiten zu organisieren?
- Wie könnten wir ihnen einen leichten Zugang zum Sport ermöglichen?
- Wie könnten wir sie motivieren ihren Schweinehund zu überwinden?
uswusf.
Brainstorming
Brainwriting
Worst Possible Idea
Anstatt gute Ideen einzufordern und so den Druck zu erhöhen, sind bei dieser Methode die schlecht möglichsten Ideen gefragt. Dadurch werden Ängste in der Gruppe abgebaut und die Teilnehmer können ihre Ideen spielerisch einbringen. Nachdem eine Liste mit den schlecht möglichsten Ideen entstanden ist, steht die Frage im Raum, ob sich aus den schlechten Ideen gute entwickeln lassen. Welche Aspekte der schlechten Idee könnten eine gute ergeben oder welche Eigenschaften müssen entfernt oder ersetzt werden, um eine gute Idee zu formen?
Skizzen
Visualisierungen haben die Eigenschaft, weitere Ideen zu provozieren und Sackgassen schneller zu erkennen. Anhand von Skizzen und Diagrammen können Ideen leichter weitergedacht, ausgefeilt, diskutiert und kritisiert werden. Diese Methode hilft also bereits gesammelte Ideen zu überprüfen.
Analogien
Analogien sind Vergleiche zwischen zwei unterschiedlichen Dingen, die Ähnlichkeiten aufweisen, z. B. im Aussehen, der Verhaltensweise oder Funktion. Analogien helfen eine neue Sichtweise einzunehmen, indem man sich die Verhaltens- und Funktionsweisen der Analogie anschaut und sich inspirieren lässt.
Beispielsweise wurde die Gestaltung von Notaufnahmen von Formel 1 Boxenstopps inspiriert.
4 Prototyp Methoden
Um zu verhindern, dass Zeit und Ressourcen verschwendet werden, hilft es möglichst häufig Prototypen zu entwickeln und die Ideen zu überprüfen.
Es wird bei Prototypen in drei Umsetzungsgraden unterschieden, die sich insbesondere in der Detailgetreue unterscheiden:
- Low-Fidelity – kostengünstig, grob und schnell zu erstellen
- Medium-Fidelity – etwas detaillierter, immer noch grob, aber näher an der Lösung
- High-Fidelity – repräsentiert detailliert die endgültige Lösung, sehr zeitaufwändig
Nachfolgend sind Prototyp Methoden aufgeführt, die im Design Thinking Prozess häufig zum Einsatz kommen.
Skizzen und Diagramme
Paper Prototype
Paper Prototypes können auch skizziert oder detaillierter ausgearbeitet sein. Sie sind in den frühen Entwicklungsphasen von digitalen Produkten nützlich, denn der Paper Prototyp stellt brauchbare Teile der Benutzeroberfläche dar und bietet auch die Möglichkeit sie durchzuspielen. Sie liefern früh wertvolle Erkenntnisse und helfen Aufwand und Geld zu sparen.
Laut Jakob Nielsen zeigen Usability-Studien, dass Änderungen im frühen Stadium etwa 100-mal billiger sind als Änderungen in späteren Stadien eines Produktentwicklungsprozesses.
Digital Prototype
Medium-fidelity Prototypen oder auch Wireframes sind gröber dargestellt und bieten noch viel Raum für Richtungsänderungen.
High-fidelity Prototypen repräsentieren das Endprodukt und sind ihm inhaltlich und visuell sehr ähnlich. Sie vermitteln ein realistisches Bild davon, wie das Endprodukt aussehen könnte und eigenen sich für letzte Abstimmungen, Feedback-Runden oder den endgültigen Verkauf der Idee.
Die Entwicklung dieser Prototypen nimmt mehr Zeit in Anspruch und verursacht entsprechend auch mehr Kosten.
Physical Models
3 Test Methoden
Der Design Thinking Prozess läuft wie anfangs erwähnt nicht linear. Es lohnt sich jederzeit Ideen und Prototypen zu testen und Feedback einzuholen – vielleicht zunächst vom Team in der Ideate Phase und schließlich von wahren Nutzern im Anschluss an die Prototyp Phase.
Beim Testen geht es darum neue Erkenntnisse zu gewinnen, zu lernen und herauszufinden, was gut läuft und richtig gedacht war und was weniger und warum.
Diese drei Methoden helfen dir, die besten Erkenntnisse aus den Test Sessions herauszuholen:
Feedback Capture Grid
Das Feedback Capture Grid hilft ähnlich wie eine Empathy Map Feedback zu strukturieren. Du teilst ein Blatt in vier Bereiche: Das Quadrat links oben beschriftest du mit ‚Likes‘, das rechts oben mit ‚Criticisms‘, das links unten mit ‚Questions‘ und das rechts unten mit ‚Ideas‘. Während des Tests notierst du positives Feedback links oben unter ‚Likes“, Kritikpunkte oben rechts in ‚Criticisms‘, Fragen, die der Nutzer gestellt hat und die während des Testens aufgekommen sind unten links und rechts unten werden alle Ideen notiert, die während des Testens aufkommen.
Ich mag…, ich würde mir wünschen…, was wäre wenn…
Mit ‚Ich mag…‘-Aussagen forderst du den Nutzer auf, positives Feedback zu Aspekten zu geben, die an der Idee oder dem Prototypen gefallen finden. Mit ‚Ich würde mir wünschen…‘ Aussagen kannst du Verbesserungsvorschläge und Ideen herauskitzeln. Anhand der ‚Was wäre wenn…‘ Aussagen kann der Test-Teilnehmer Vorschläge äußern, die bisher noch keine Berücksichtigung gefunden haben.
Diese Methode hilft, konstruktives Feedback einzufordern und eine positive Atmosphäre zu schaffen.
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Design Thinking Methoden sind einfach anzuwenden
Die einzelnen Methoden helfen auf spielerischem Weg Lösungen für komplexe Probleme zu finden.
Viel Spaß beim Ausprobieren & happy day ☀️
Photos by Nathália Rosa, Tool., Inc, Amélie Mourichon, Leon, Sigmund on Unsplash
Hi, ich bin Su, Senior UX Designerin. Ich entwickle und schreibe über Lösungen für digitale Produkte, die Nutzer begeistern. Ganz nach dem Motto #makeusershappy.