UX/UI Design-Beispiele für deine Navigation

Jun 9, 2020
Die Navigation eines Produkts (Website, Software, App…) sorgt dafür, dass der User findet, was er sucht und dass er nicht verloren geht. Sie sollte ihm stets Antworten auf diese Fragen liefern: Wo bin ich? Wie bin ich hierhin gekommen? Wie komme ich zurück oder weiter? Was hat mir dieses Produkt noch zu bieten?

Sie ist also ein wichtiger Bestandteil jeder Anwendung, da sie für einen Überblick aller Seiten und Funktionen sorgt und wie eine Art Kompass funktioniert. Nutzer können schnell überblicken, was die Anwendung bietet, stets überall hin navigieren und ihren Standort ausmachen.

Um das zu erreichen, sollte die Navigation verständlich und konsistent aufgebaut sein.

Die Navigation ist sozusagen das Inhaltsverzeichnis einer Website oder Anwendung. Sie wird als Liste bzw. Menu dargestellt.

Das Menu listet die einzelnen Seiten und Funktionen auf, die für den User verfügbar sind. Die Menu-Punkte sind verlinkt, so kann der Nutzer die einzelnen Seiten ansteuern oder Funktionen auslösen.

Dieses Menu sollte fast überall zur Verfügung stehen. Es gibt wenige Ausnahmen, wie z. B. eine Landingpage.

In großen Menus sind die Inhalte kategorisiert oder unterteilt, um den Nutzern eine bessere Übersicht zu bieten.

Neben verschiedenen Design-Möglichkeiten, die im nächsten Abschnitt folgen, kann es verschiedene Navigations-Hierarchien oder -Ebenen geben, z. B. das Main Menu und das Secondary Menu:

Main & Secondary Menu

Design-Beispiele

1/ Horizontal Navigation

Die horizontale Navigation wird recht häufig eingesetzt (auch hier bei mir). Sie ist insbesondere für kleine Seiten interessant, da sie nur wenige Einträge zulässt. Auf das Menu hat man von jeder Seite aus Zugriff. Sie kann links, mittig oder rechts ausgerichtet sein.

Wenn sie am Seitenanfang fixiert ist, wird sie beim Scrollen mitgeführt, so ist sie jederzeit präsent und nutzbar.

Sie lässt sich durch eine weitere sichtbare Ebene (Secondary Menu) oder ein Dropdown Menu ergänzen. In dem Fall wären dann weitaus mehr Einträge möglich.

Horizontal Navigation
Horizontal Navigation Example
Horizontale Navigation Example
Pro – Horizontale Navi
  • Große Akzeptanz, da gewohnte und gelernte Postitionierung.
  • Recht flexible Gestaltungsmöglichkeiten (linke, mittige, rechte Ausrichtung)
  • Beste Sichtbarkeit, insbesondere wenn sie mit scrollt.
  • Im Vergleich zur vertikalen Navigation nimmt sie wenig Platz ein.
  • Es sind keine großen Mausbewegungen nötig, um einen Link anzuwählen.
Contra – Horizontale Navi
  • Die Anzahl der Links ist begrenzt und kaum erweiterbar, ausser man erweitert die Navigation durch eine weitere Ebene oder ein Dropdown Menu.
  • Bei einem zusätzlichen Dropdown Menu ist zu beachten, dass dieses in der Regel den Content überdeckt.

2/ Vertical Navigation

Die vertikale Navigation war einst sehr beliebt. Heute sieht man sie nur noch selten, hauptsächlich auf kreativen Seiten oder als Secondary Menu, beispielsweise in Shops. Das liegt daran, dass der Content auf Webseiten immer breiter wird.

Eine vertikale Navigation kann viel Raum einnehmen und stört gegebenenfalls. Deshalb kombiniert man sie gern mit Lösungen, wie z. B. einem Off Canvas (Hamburger Menu).

Sie bietet viel Platz für Einträge und lässt sich gut erweitern.

Vertical Navigation Example
Vertikale Navigation Beispiel
Pro – Vertikale Navi
    • Hohe Anzahl von Menupunkten möglich.
    • Ideal für Erweiterungen.
    • Mehrere Navigationsebenen sind möglich.
    • Eine übersichtliche Struktur mit mehreren Kategorien ist möglich.
Contra – Vertikale Navi
  • Sie nimmt viel Raum ein.
  • Der Reiz ist groß, viele Menüpunkte zu integrieren, doch zu viel Auswahl kann den User überfordern.
  • Bildschirme gehen immer mehr in die Breite. Das kann dazu führen, dass in Großteil der vertikalen Navigation auf den ersten Blick nicht sichtbar ist, da sie außerhalb des Sichtfeldes liegt. Wir sind es gewohnt unsere Augen auf die Mitte des Bildschirms zu richten.

3/ Dropdown Menu

Ein Dropdown Menu ist Usern schon lange vertraut. Bei Mouseover oder Klick auf einen Link in der Hauptnavigation öffnet sich eine Ebene/Fenster mit weiteren Links zu Seiten oder Sprungmarken.

Dropdown Menu Beispiel
Pro – Dropdown Menu
  • Platz für recht viele Unterseiten.
  • Erweiterbar.
  • Mehrere Ebenen/Fenster (Flyouts) möglich.
Contra – Dropdown Menu
  • Verdeckt bei Auswahl den Content.
  • Kann zu lang und umfangreich werden.
  • Neigt dann schnell zu Unübersichtlichkeit.
  • Wenn sich aus dem Dropdown noch weitere Fenster (Flyouts) öffnen, ist Zielsicherheit und Konzentration erforderlich.

4/ Mega Dropdown

Das Mega Dropdown kommt zum Einsatz, wenn das Dropdown an seine Grenzen stößt. Wenn viele Einträge das Dropdown unübersichtlich oder zu schachtelig werden lassen.

Für mehr Übersicht kommt dann das Mega Dropdown zum Einsatz.

Bei Mega Dropdowns ist das Fenster größer und bietet Platz für Kategorien und alle Links auf einem Blick.

Mega Dropdown Beispiel
Mega Dropdown Example
Pro – Mega Dropdown
  • Sämtliche Seiten und Unterseiten sind auf einen Blick sichtbar und klickbar.
  • Es bietet viel Raum und ist bis zu einer gewissen Grenze erweiterbar.
  • Kategorien, Überschriften und eine visuelle Strukturierung ist möglich.
  • Große Typo möglich: gute Lesbarkeit.
  • Auch Icons oder kleine Abbildungen können eingesetzt werden.
Contra – Mega Dropdown
  • Kann bei schlechter Gestaltung unübersichtlich werden.
  • Funktioniert responsive nur in abgewandelter Form.
  • Erfordert eine ausgewogene Struktur und Anzahl an Menu-Punkten.

5/ Off Canvas

Bei einer Off Canvas Navigation verschwindet das Menu aus dem sichtbaren Bereich und kann z. B. durch Klick auf ein Button oder Icon (z. B. den Hamburger) hervor gerufen werden. Diese Form der Navigation ist umstritten, da die Navigation versteckt ist. Auch wenn der User sie inzwischen verinnerlicht hat, wird sie meist nur mobil genutzt.

Off Canvas Beispiel
Off Canvas Example
5.1/ Page Overlay

Diese Navigationsform funktioniert ebenfalls „Off Canvas“. Ist hier also unterzuordnen. Anstelle einer kleineren Ebene füllt sich der ganze Bildschirm mit der Navigation.

Off Canvas Page Overlay Example
Off Canvas Page Overlay Beispiel
Pro – Off-Canvas
  • Spart jede Menge Platz und überlässt dem Content die Hauptbühne.
  • Bietet Raum und Platz für Erweiterungen.
  • Funktioniert am Desktop genauso wie auf mobilen Endgeräten. Ist also absolut konsistent.
  • Kategorien, Überschriften und eine visuelle Strukturierung ist möglich.
  • Große Typo möglich: gute Lesbarkeit.
  • Auch Icons oder kleine Abbildungen können eingesetzt werden.
Contra – Off-Canvas
  • Auf den ersten Blick unsichtbar.
  • Somit besteht Unklarheit über die Inhalte.
  • Das Hamburger-Icon oder Text-Label ‚Menu‘, hinter dem sich oft das Menu versteckt, kann übersehen werden.
  • Die Navigation funktioniert insgesamt etwas langsamer, da sie mehrere Klicks erfordert.
  • Erfordert immer eine Handlung, also mindestens den Klick auf einen Button oder ein Icon um die Navigation sichtbar zu machen.

6/ Circular Navigation

Auch spannend ist die Circular Navigation. Sie lässt sich besonders gut mit Storytelling verknüpfen. Doch viele User hätten hier Probleme mit der Handhabung. Deshalb ist diese Form der Navigation nur bei speziellen Seiten mit sehr spitzer und webaffiner Zielgruppe angebracht.
Circular Navigation

Tipps und ‚best practices‘ für deine Navigation

1/ Platziere die Navigation an einem gewöhnlichen Ort

Nutzer erwarten UI-Elemente dort, wo sie häufig zu finden sind. Wenn sie erst nach der Navigation suchen müssen, weil sie an einem ungewöhnlichen Ort platziert oder versteckt ist, kostet sie das Zeit. Und das kann zu Frust führen. Platziere deine Navigation also am besten an einem vertrauten Ort.

2/ Verschaff der Navigation Wirkungskraft

Schenk deiner Navigation genügend Raum, damit sie leicht wahrgenommen wird und nix von ihr ablenkt. Wenn die Inhalte der Webseite oder Anwendung sehr bunt und aufregend sind, beruhige den Bereich der Navigation.

3/ Achte auf gute Lesbarkeit

Wähle kontrastreiche Farben für den Text und den Hintergrund. Berücksichtige eine Text-Größe die für alle Menschen gut lesbar ist. Das gilt auch für Symbole, falls du welche verwendest: Bilde sie nicht zu klein ab.

4/ Verwende aufschlussreichen Link-Text

Bei den Link-Texten solltest du Kreativität vermeiden. Nutze vertraute Link-Labels, die deutlich vermitteln was auf der Seite zu finden ist oder was die Funktion kann. So muss der User nicht erst mühsam heraus finden, was gemeint ist und das spart ihm wertvolle Zeit.

5/ Gestalte die Navigation interaktiv

Zeig den Usern, dass die einzelnen Menupunkte klickbar sind und dass es sich nicht bloß um Überschriften oder Kategorien handelt. Nutze Hover-Effekte, die deutlich zeigen, dass es sich um Links handelt.

6/ Mehr Liebe zum Detail bei großen Menus

Nutze bei größeren Menus Kategorien, die die einzelnen Bereiche sinnvoll unterteilen, damit der User sich schneller zurecht findet. Oder arbeite mit primären oder sekundären Navigationselementen. Hilf ihm ggf. auch mit Bildern oder Grafiken, die Menuoptionen besser und schneller zu verstehen.

7/ Optimiere die Navigation für mobile Endgeräte

In den meisten Fällen braucht es ein seperates Design der Navigation für mobile Endgeräte. Was am Desktop beispielsweise horizontal funktioniert, verwandelt sich mobil ins Vertikale. Auch Kategorien und Hierarchien werden meist mobil anders dargestellt, Symbole und Bilder werden ggf. ausgeblendet.

Die richtige Wahl und Gestaltung der Navigation

Welches Navigations-Design sinnvoll ist, hängt von den Anforderungen und dem abzubildenden Umfang ab. Nicht jede Gestaltungsform passt zu jeder Anwendung oder Webseite. Ein paar der hier gezeigten Seiten, sind von kreativen Köpfen für kreative Köpfe designt. Diese Seiten sind kein gutes Vorbild für die breite Masse.

Schau genau hin, wen du ansprechen willst und was der User braucht, um sich zurecht zu finden. Das ist auch ein Stück weit davon abhängig, ob du es mit erfahrenen Nutzern oder weniger erfahrenen zu tun hast. Eine Circular Navigation würde die meisten Nutzer überfordern.

Im Zweifel bist du gut beraten, wenn du deine Navigation gewöhnlich gestaltest. Unter Berücksichtigung des Umfangs, der Anforderungen und der Gestaltungs-Tipps.

Happy working!
Su

Honey Yanibel Minaya Cruz

Portrait Su Wiemer

Hi, ich bin Su, Senior UX Designerin. Ich entwickle und schreibe über Lösungen für digitale Produkte, die Nutzer begeistern. Ganz nach dem Motto #makeusershappy.

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